Predigt 22.Oktober 2017


Predigt Dankbarkeit

Marco:

Um es gleich ehrlich vorweg zu nehmen: Ich bin im Grunde kein wirklich dankbarer Mensch. Das finde ich sehr oft schade, aber es ist nun mal so. Ich sehe viel schneller das Schlechte und Mühsame, als das Schöne und Leichte. Mir liegt das Wort «Scheisse» viel öfter im Mund, als das Wort «Danke». Viel zu oft finde ich Dinge scheisse. Oft läuft es einfach nicht so, wie ich es mir wünsche oder sogar erträume. Es könnte eben immer noch besser sein. Man könnte immer noch mehr haben. Es könnte immer noch schöner sein.

Das heisst nicht, dass mir nicht auch oft auffällt, dass ich beschenkt bin und Glück habe. Aber bei mir braucht es eher die Erfahrung, dass es nicht selbstverständlich ist, wie es bei mir läuft. Und objektiv kann ich mich nicht beschweren, mir geht es gut.

Hin und wieder passieren aber Dinge, die mir zeigen: He, was du hast, kann ganz schnell weg sein und im Grunde ist nichts selbstverständlich. Manchmal merke ich, wie das Leben am seidenen Faden hängt. Vor ein paar Jahren z.B. hätte mich eine Blutvergiftung fast über den Jordan befördert – und das hat mich ziemlich beeindruckt. Da habe ich schon Dankbarkeit gespürt. Oder im Sommer habe ich mein Motorrad auf einer Diesel-Spur hingelegt. Natürlich war die erste Reaktion beim Anblick meiner auf der Strasse liegenden Maschine das übliche «Scheisse». Aber ganz schnell war ich sowas von dankbar, dass ich fröhlich aufstehen und meine leicht lädierte Maschine nach Hause fahren konnte.

Es sind solche Momente, die mir zeigen, dass nichts selbstverständlich ist. Meine Gesundheit nicht, mein Leben an sich nicht, mein Glück nicht. Denn was mir heute als total selbstverständlich erscheint, weil ich gar nicht darüber nachdenke, kann morgen schon ganz anders aussehen.

Ich würde mir dieses Gefühl eigentlich öfter wünschen. Damit ich meinen Blick besser auf das lenken könnte, was ich habe und weniger auf das, was weniger toll ist.

Die Frage ist nur, wie ich das schaffen könnte – auch ohne einschneidende Erlebnisse, auf die ich eigentlich verzichten könnte.

Vielleicht kann mir Arthur ja helfen? Gelingt es dir, eher dankbar zu sein?

 

Übergang zu Arthur zum Thema Dankbarkeit

Marco Anders. So ganz anders als man sich einen katholischen Gemeindeleiter vorstellt. Eigentlich sollte ich ja auch Marco heissen. Aber jetzt heisse ich Arthur. Wenn ich Marco gewesen wäre, hätte ich es jetzt leichter. Aber ich bin Arthur und habe die schwere Aufgabe Euch zu sagen, warum man dankbar sein kann.

Auch für mich ist es eine Herausforderung dankbar zu sein. Auch ich sage häufiger Scheisse als Danke. Ich bin auch nur ein Mensch.

Aber ich habe eine ganz schlichte Antwort gefunden: Weil Gott gut ist.

Einem despotischen, saddistischen, narzistischen Gott kann ich nicht dankbar sein. Ein Gott, der Angst macht und fordert.

Aber wenn Gott gut ist, dann kommt eine Dankbarkeit in mein Leben.

Im Schöpfungsbericht sagt Gott: Und siehe es war alles gut. Und nachdem der Mensch gemacht wurde, sagt er: Siehe es war sehr gut.

Gott hat alles gut gemacht. Uns Menschen sehr gut. Du bist gut, weil du von Gott gemacht bist.

Das Wort Gott kommt von gut. Alles, was Gott betrifft ist gut.

Die Schöpfung ist gut

Ich sehe aus dem Flugzeugt sehe die weiss scheinende Wolkendecke. Wow.

Oder du mit deinem Motorrad fährst über einen Pass, über der Wolkendecke … und du hältst an und staunst. Gottes Gutheit ist überfliessend, verschwenderisch. Wenn wir etwas machen ist das auch schön und funktional, aber Gott schenkt Dinge, die sind einfach da, die sind über jeden Zweck erhaben.  Es ist einfach nur schön.

Und du kannst nur staunen und dankbar sein.

Danken kommt von Denken. Es kommt darauf an, was du denkst. Wenn du auf das Negative konzentriert bist, fühlst du auch und handelst auch so.

Wenn du die Perspektive wechselst, siehst du: Das was Gott tut ist gut auch wenn ich es nicht immer verstehe.

Wie ich meine Frau fand … ein langer Weg …

Wie Jesus für uns ans Kreuz geht

Ein Gott der Liebe, ein Gott, der nur Gutes für Dein Leben will

Du musst nur dein Herz für ihn öffnen, wahrnehmen, was Gott in dieser Welt und in deinem Leben tut und für Dich getan hat. Fange an Gott zu vertrauen, lass dich ganz neu auf ihn ein.

Und es entsteht eine Dankbarkeit, die jedes Denken übersteigt.

Und ich glaube dieses Gefühl von Dankbarkeit erlebt ihr sicher auch, wenn ihr mit dem Töff unterwegs ist. Ich glaube das, weil Gott auch so was Schönes wie Töff gemacht hat. So was Geniales kann Gott uns nur erfinden lassen durch seinen guten Geist.

Marco, du kennst das sicher, wie das ist mit dem Töff unterwegs zu sein.

Marco:

Auch wenn ich manchmal gedankenlos einigermassen undankbar bin, weil mir so vieles selbstverständlich vorkommt… Beim Motorradfahren hab ich manchmal die Erfahrung gemacht, dass es wirklich schöne Dinge gibt.

Ihr kennt das ja alle: Wenn das Wetter stimmt, wenn wenig Verkehr ist und man sich selbst fit fühlt, dann kann man wie in einen kleinen Rausch kommen. Und eine Studienkollegin von mir hat mal gesagt, sie könne sich vorstellen, dass das eine Art religiöses Gefühl sei.

Und das ist wohl so. Denn ein religiöses Gefühl hat man ja nicht nur dann, wenn man sich besonders fromm verhält, sondern gerade auch dort wo man merkt: Das Leben ist ein gutes Geschenk. Es ist gut zu leben. Ich kann dankbar sein für mein Leben.

Ich glaube, das ist genau das Gefühl, das uns auch zu Gott führen kann. Das Gefühl, dass das Leben mehr ist als Arbeit und Pflicht, dass es eben Momente gibt, in denen sich Himmel und Erde berühren. Dass das Leben auch eine andere Dimension hat – eine göttliche. Und das kann beim Motorradfahren durchaus mal passieren. Man kann also auch beim Motorradfahren ein bisschen Gottesdienst, ein bisschen Dankbarkeit feiern…

Arthur

-          Zum Schluss, mein Dank an die Töfffahrer …

-          Ihr seid wirklich liebe Leute und ich sehe in euch Menschen, die das Leben lieben. Das hat mir gut getan.

-          Verteilen von Schoggi: Merci! Und dabei daran denken, was Gott in deinem Leben Gutes getan hat, vielleicht durch einen Menschen. Vielleicht führt das dazu, dass Du Gott und Menschen Danke sagen kannst.

-          Machts gut, vielleicht sehen wir uns wieder in Schweden …

-          Marco?

 

-          Gott ist gut. Halleluja. Amen.