Wir Motorradfahrer hinterlassen Spuren. Und es kann echt cool sein, sich seine Spuren nochmal anzuschauen. Man hat was hinterlassen auf der Strasse, im Sand oder wo auch immer. Aber meistens sind wir ja ziemlich unauffällig unterwegs, zumindest die Älteren unter uns… Wir können zurückschauen auf unseren Weg und sehen nichts. Und doch: Wenn wir unsere Strecke genauer unter die Lupe nehmen würden, könnten wir z.B. unseren Reifenabrieb entdecken. Denn wir können gar nicht fahren, ohne Spuren zu hinterlassen. Das ist eine Erfahrung, die wir leicht auf unser sonstiges Leben übertragen können. Manchmal hinterlassen wir richtig gut sichtbare Spuren: Wir bringen ein Projekt zu Ende, wir gestalten mit, z.B. unseren Motorradclub, wir bauen etwas auf, das immer mit unserem Namen verbunden sein wird. Aber wir hinterlassen auch Spuren, die man nicht gleich sieht: Nämlich im Leben und in den Herzen unserer Mitmenschen. Ob wir lieben oder hassen, ob wir Gutes oder Schlechtes miteinander teilen, wir hinterlassen Spuren. Ganz wichtige Spuren. Man kann dann was über uns erzählen, man kann viele Dinge und Situationen mit uns verbinden. Solche Spuren hinterlassen wir manchmal so, dass wir sie selbst gar nicht sehen. Wir schauen zurück und denken: Ich seh nix. Ich hab nix hinterlassen. Es ist so, als wäre ich gar nicht da gewesen. Aber das ist nie so. Es ist wie mit dem Motorradfahren. Es gibt die gut sichtbaren Spuren und die weniger gut sichtbaren. Aber es ist nicht möglich, keine Spuren zu hinterlassen. Denn wir Menschen können nicht nicht handeln. Wir machen immer irgendwas – und bewirken damit was. Selbst wenn wir scheinbar nichts tun. Aber dann enttäuschen wir vielleicht jemanden, der sich was von uns erhofft. Wenn ich ein bisschen darüber nachdenke, dann hilft mir das, mein Leben sozusagen wichtig zu nehmen. Manchmal denke ich ja, es spielt eigentlich gar keine Rolle, ob ich was mache oder nicht, es bringt ja eh nix. Ich bin für den Lauf der Welt so unwichtig wie ein Reiskorn irgendwo in China. Aber so ist es bei Lichte betrachtet nicht. Natürlich, die Welt kann ich nicht bewegen. Und wenn ich morgen nicht mehr da bin, dreht sich die Welt weiter. Aber es hat sehr wohl Auswirkungen, wenn ich was tue oder lasse. Kleine vielleicht, manchmal auch grössere. Wenn ich jemanden ernsthaft lieben kann und mit ihm das Leben mit allen Höhen und Tiefen teile, dann eher grössere. Genauso, wenn ich jemanden verletze. Manchmal sind es kleinere Auswirkungen, aber manchmal bewirkt schon ein Lächeln, ein gutes Wort, eine konkrete Hilfe mehr, als man meint. Natürlich sollten wir uns nicht allzu wichtig nehmen und uns aufblasen, aber wir dürfen glaub nicht vergessen, wie wichtig wir für diese Welt sind. Ohne jeden einzelnen von uns würde was fehlen. Jede und jeder kann was einbringen und bewegen. Und je positiver und bewusster wir das tun, desto besser. Ich habe den Eindruck, das ist eine der Hauptaussagen unseres Glaubens: Du bist wichtig und wertvoll und Gott setzt dich an eine bestimmte Stelle, an der du wirken kannst. Eine meiner Lieblingsstellen in der Bibel spricht von einem Leib und seinen vielen Gliedern. Und jedes Glied ist dabei gleich wichtig, denn wenn ein Glied leidet oder nicht richtig funktioniert, hat das Auswirkungen auf den ganzen Leib, also auf die ganze Gemeinschaft. Oder sagen wir es nochmal mit unserem Thema: Jeder hinterlässt wichtige Spuren und er soll das auch. Das ist unsere Aufgabe. Und jeder soll die Spuren auf die Strasse zeichnen, die er zeichnen kann: Die einen hinterlassen fette Reifenspuren, die anderen Reifenabrieb. Aber auf keine einzige Spur kann verzichtet werden. Ich finde das eine ermutigende Botschaft, die meinem Leben und Wirken Gewicht gibt. Da, wo ich denke, es komme auf mich nicht an, sagt mir Gott: Doch, doch, es kommt sehr wohl auf dich an, auf das, was du tust, denn deine Spuren bewirken was. Und zwar ganz schön viel. Gott setzt Dich an e bestimmti Stell, wo du chasch würke. Ebe will du wichtig und wertvoll bisch. Das isch en schöne Gedanke. Mir hend e Würde - Gott git sie üs - no bevor dass üsi Mitmensche i de Familie oder Fründschaft das mached. Und unabhängig devo. Was passiert aber, wenn nüme chasch würke a dere Stell, wo Gott Di anegsetzt het. Was, wenn kei Spure hinderlosch? En Unfall isch viellicht d'Schuld dra. Oder magsch eifach nüme. Bisch usbrennt.
Mir isch e Gschicht dodezue in Sinn cho, wo ich de Gottesdienscht vu hüüt vorbereitet han. Au do goht's natürlich um Spure. Und es goht um en Traum. De het e Frau i de 60e ine gha. Sie het träumt, dass sie mit Gott am Meer go spaziere goht. Es isch ihre eso vorcho, dass sich uf dem Spaziergang ganz Lebe vu ihre abspielt. Am Afang isch sie es chlises Kind gsi. Denn es Meitli. Nochher e Frau mit Familie. Denn sind d'Chind usgfloge. Und denn het sie au gseh, wie sie vor drei Johr wieder allei gsi isch. Ihren Maa isch nämlich gschtorbe. Die Frau het ihres ganze Lebe uf em Spaziergang mit Gott nomol düregmacht: D'Schutzbedürftigkeit am Afang, denn s'Entdecke vu de eigne Persönlichkeit, nochher s'Lebe i de Familie und schliesslich de Abschied. S'Gfühl vum Beschützsii het sie in sich gschpürt, denn d'Freud und d'Ufregig, nochher s'Glück vum zämesii und denn de Schmerz vum müesse Losloh. Die Frau het sich umtreiht und het uf de Weg zruggglueged, wo sie mit Gott am Strand gange isch. Uf dem Weg, wo ebe au ihren Lebensweg gsi isch, het sie immer zwei Fussspure gseh - die vu Gott und ihri eigne. Aber es het au Stelle geh, wo sie nume ei Spur gseh het. Es sind genau die Stelle gsi, wo sie's ganz bsunders schwierig gha het. Eimol het's i de Familie nöd klapped. Die Frau het s'Gfühl gha, alli hegged sich sie verschwore. Überall hend ihren Maa und d'Kind öppis an ihre ussetze gha. Sie het eifach nüme möge. Und genau döt het sie nume ei Spur im Sand gseh. S'andere Mol isch vor öppis meh als drüü Johr gsi. Döt isch ihren maa schwer krank worde. Sie het sich ufgopferet. Aber es isch e Ziit cho, wo sie fascht nüme chönne het. Sie het sich zu Gott umdreiht und zu ihm gseit: "Hesch Du mir nöd versproche, dass Du immer bi mir bisch - egal, was au passiert. Aber lueg Dir doch die Spure vu mim Lebensweg do im Sand a!" Und dodemit het sie sich umdreiht und Gott die Abschnitt zeiged, wo's nume ei Spur gha het. "Wo's nume ei Spur het", het die Frau es bizeli empört und au entdüscht zu Goot gseit, "das sind die schwierigschte Abschnitt i mim Lebe gsi. Und döt hesch Du mich allei loh. Usgrechnet döt. Debi hesch Du doch versproch, dass Du mich nie allei losch!"
Gott het es bizeli müesse lächle. Er het zu dere Frau gseit: "Weisch - ich han mis wort ghalte. ich ha Dich tatsächlich nie allei loh. Grad au i de schwierigschte Ziite nöd. Döt, wo du nämlich nume ei Spur gsesch - döt han ich Dich treiht."
E schöni Gschicht isch das - ebe dass ich vu Gott treiht bin, wenn ich selber nüme cha und mag. Wenn ich uf mim Lebensweg nume no ei Spur gseh, dann sind das d'Füess vu Gott, wo mich ebe treiht. Jetzt, wie isch das? Merk ich, dass Gott mich treiht? Ich denke: Im Moment, wo's mir würklich schlecht goht, merk ich das nöd. Wie au? Es sind ganz anderi Sache, wo mich umtriebed und an Bode drucked. Aber im Rückblick - denn wenn de Sturm verbi isch - denn chan ich fesschtstelle: Doch do isch eine do gsi, wo di treiht het. Allei hettisch de Sturm wohrschinlich nöd gmeischteret. Und denn isch es letschtlich au Gottes Gheimnis, worum er eim mengmol länger und eimol weniger lang treiht. Mir verstöhnd s'Worum nöd. Aber mir chönnd Gottes Hilf dankbar anneh. Und mir chönnd ihn zum Bispiel neh und ihn es biz enlaschte. Das, indem für enand do sind und s'Gegenüber träged, wenn's nüme mag. Denn git's au bloss ei Spur, wenn me zruggluegd. Es isch aber nöd d'Spur vu Gott. Es isch üsi Spur.
Und das isch denn die bestimmti Stell, wo Gott üs anegsetzt het, das mir chönnd würke. Das cha astrengend si. Aber eis isch sicher: Problem mit em Rugge chömmed mir debi nöd über.
Amen