Gottesdienst Herbst 2021


Bibeltext

 

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

 

In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister

und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel,

kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst! Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie. 

 

 

Ansprache 

Marco

 

Es gibt wahrscheinlich oft nur zwei Möglichkeiten, an die Texte ranzugehen, die uns von Jesus erzählen, liebe Freunde.

Entweder wir empfinden sie als total weltfremd oder wir spüren Stück für Stück, dass sie uns etwas sagen wollen, etwas, das man auf den ersten Blick nicht unbedingt sieht.

Das ist heute auch so: Jesus schickt seine Freunde auf den Weg – aber ohne Brot, Geld oder Klamotten. Das klingt nicht besonders einleuchtend. Was soll das? Es ist auf den ersten Blick weltfremd. Wie soll man zu den Menschen unterwegs sein und im Grunde nackt dastehen?

Auf den zweiten Blick aber wird schon klar, was das soll. Wer nämlich nichts hat, ist zwangsläufig auf andere angewiesen. Oder sagen wir es anders: Er muss darauf vertrauen, das zu bekommen, was er braucht. Von seinen Mitmenschen, von Gott. 

Will sagen: Es geht nicht um Geld oder Klamotten, sondern es geht um Vertrauen. Und deshalb auch um das Wissen, dass wir ganz vieles nicht machen können. Nicht mit Brot, nicht mit Geld, nicht mit schönen Klamotten.

Dass uns Jesus daran erinnert, ist nicht so schlecht. Denn gerade auch im kirchlichen Raum verlassen wir uns in der Regel eher auf unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten und setzen sie so gut wie möglich ein. Und vergessen dabei, dass das Eigentliche in aller Regel einfach so passiert, dass es ein Geschenk ist. Nun kann man glauben, dass der Heilige Geist wirkt oder auch nicht – aber ich denke, wir machen alle diese Erfahrung: Wenn es um die wichtigen Dinge im Leben geht, kann man sich nur beschenken lassen, man kann nur vertrauen, dass sie sich ereignen.

Nicht mehr, aber auch nicht weniger möchte uns Jesus heute sagen: Ihr könnt Vorräte und Geld in rauen Mengen mitschleifen, wenn ihr versucht, den Glauben weiterzugeben, aber am Ende wird all das nicht das machen können, worauf es ankommt: Dass nämlich Menschen berührt, angerührt werden von der Liebe Gottes. Das ist immer ein Geschehen der Freiheit und vielleicht auch das Wirken des Heiligen Geistes. Was die Jünger damals und wir heute einzig machen können: Ein paar Samen säen durch unser Wort und unser Leben. Was daraus wird, wissen wir nicht. Wir können nur vertrauen.

 

Der heutige Bibeltext spricht von der Glaubensweitergabe, aber er ist ziemlich leicht auf andere Lebensbereiche zu übertragen. Überall sehen wir, dass unsere Mittel begrenzt sind und dass wir die meisten Dinge im Leben einfach nicht erzwingen können. Wir sehen aber auch, dass unheimlich viel Schönes und Gutes passiert in unserem Leben. Einfach so. Geschenkt. Und all unsere Erfahrungen könnten uns dabei helfen, auch in Zukunft zu vertrauen, darauf zu vertrauen, dass passiert, was passieren muss, dass wir bekommen, was wir brauchen, dass wir die richtigen Menschen zur richtigen Zeit treffen.

Und ich bin sehr sicher, dass jeder von uns ganz viele Situationen aufzählen könnte, in denen wir genau dieses Gefühl hatten: Je weniger wir gemacht haben und je mehr wir losgelassen und vertraut haben, desto mehr ist geschehen, was gut und wichtig für uns war.

Das könnte auch zu der Dankbarkeit führen, die Erik schon in seiner Einleitung erwähnt hat.

Denn was für ganz viele Lebensbereiche gilt, gilt auch für unser Hobby: Wir können planen, top ausgerüstet auf Tour gehen und einen dicken Geldbeutel dabei haben, aber ob am Ende dieses besondere Gefühl aufkommt, das man einfach nur geniessen kann, wofür man einfach nur dankbar sein kann, das ist Geschenk. Das passiert oder passiert nicht.

Und jeder weiss ja, die gleiche Tour mit den gleichen Leuten, das jährliche gemeinsame Fest oder was auch immer, kann mal so oder so empfunden werden. Manchmal passt es einfach, manchmal dürfen wir einfach nur danken für etwas, das wir selbst nicht machen konnten.

Vertrau drauf, dass du beschenkt wirst. Das ist die Aussage unseres Bibeltextes, die uns begleiten könnte. Lass Dinge auch mal weg, mach dich einfach auf den Weg. Du wirst staunen, was alles möglich ist! 

Ernst

 

Vertrau druf, dass Du beschenkt wirsch - vertrau druf, dass du übchunsch, was dir guet tuet. Das tönt guet. Wenn ich mit dere Haltig unterwegs bin, denn gang ich offe uf mini Mitmensche zue. Ich bin nöd verschlosse i mine Gedanke und Asichte - i mine Freude und Nöt. Nei, ich lueg, öb anderi für mich e Bericherig sind und wenn jo, wie sie das sind. Ich mach anderi nöd chli und lueg uf sie abe. So im Sinn vo: Ach, was wetsch au Du mir geh, Du bringe Cheib. Nei, ich muet dene Lüüt, wo ich begegne zue, dass sie mir Guets tüend. Und das mein ich nöd im materielle Sinn. Sondern eher i de Wertschätzig, wo ich erfahr. Und mir wüssed doch alli, wie wichtig die isch. Wie gseit, es isch en offni Haltig, wenn ich eso uf anderi zuegang, dass ich ihne zuemuete, dass sie mich beschenke chönnd.

Wie isch es jetzt de Jünger ergange, wo Jesus Christus usgsendet het. Sind's acho? Hend's das übercho, wo sie zum Lebe brucht hend. Nahrigsmittel z.b. - es Dach über em Kopf i de Nacht? I de Bible isch devo nünt überleiferet. Aber es isch überlieferet, dass sie anderi Lüüt beschenkt hend. Sie hend jo s'Evangelium verkündet - sie hend Dämone ustriebe und sie hend Kranki mit Öl gsalbt und gheilt. Die, wo vumene Dämon bsesse gsi sind hend würklich es Gschenk übercho, wo de Dämon usgfahre gsi isch. Und das isch es normals lebe in ihrer Gmeinschaft gsi. Und au die, wo susch krank gsi sind und nochher gheilt worde sind, sind beschenkt worde. Ebe nomol: Mit eme normale Lebe i de Gmeinschaft. Krankheit - psychischi oder körperlichi - isch jo frühner viel meh gsi als irgendein körperliche Defekt oder e Fehlfunktion. Me het Krankheite als Strof vu Gott aglueged. Mit kranke Mensche het me nünt welle z'tue ha. Me het sich vu ihne trennt. Us Angscht, d'Strof vu gott chönnt uf eim selber übergriefe. Drum isch e Heilig ebe meh als e psychischi oder körperlichi Instandstellig. E Heilig het au en soziale Effekt. Me ghört wieder dezue. Das hend mir doch i de letschte eineinhalb Johr gmerkt. D'Verhinderig vunere Ansteckig mit em Virus betrifft nöd nume de Körper, sondern au d'Gemeinschaft und dodemit d'Seel.

D'Jünger hend also anderi beschenkt, indem sie ihne es normales Lebe wieder möglich gmacht hend. Ich denk, dass D'Dankbarkeit vu de Gheilte au sie bericheret het. Me cha also sege, dass d'Usendig vu de Jünger en Erfolg gsi isch.

Mir gsehnd no anere andere Stell, dass d'Jünger unterwegs gsi sind - ohni Jesus Christus grad wie bi de Ussendig. Aber döt sind's alles andere als offe gsi für ihri mitmensche. Im Gegeteil: Sie sind verschlosse gsi in ihrer Angscht und Panik. Sie hend jo erlebt, wie me Jesus Christus umbrocht het. Sie sind us Jerusalem furt. Sie hend Angscht gha, me chönnt au sie umbringe. Und zudem sind's bodelos enttüscht gsi. Sie sind innerlich zerstört gsi. Ihri Seel isch am Bode glege. De, wo als Messias uftrete isch - de isch krüüziged worde, wie en gemeine Verbrecher.

 Und kein Engel isch cho und het igrieffe. Nünt isch passiert. Ebe nume das, dass Jesus Christus qualvoll gschtorbe isch. Alli die Hoffnige, wo d'Jünger i Jesus Christus gsetzt hend, sind weg - wie furtblosse. Hoffnige uf es guete Lebe i de Gegewart vu Gott - Hoffnige uf es  befreits Lebe in Würde und Achtig - Hoffnige uf es heilvolls Lebe in Gsundheit und Sinnhaftigkeit. Alles das isch wie wegblose. D'Jünger sind am Bode zerstört. Und eso sind's ebe nöd offe für ihri Mitmensche. Sie sind in ihrer Angscht und Not in sich verschlosse. Sogar, wo de uferstandnig Jesus Christus zu ihne chunnt, sind's am Afang nöd offe für ihn. Sie merked nöd recht, wer's vor sich hend. Ersch als er sich z'erkenne git, ersch do göhnd ihne d'Auge uf. Und Jesus Christus schickt sie nomol us. Jetzt aber viel wiiter als bim erschte Mol. sie sölled in alli Welt usego, s'Evangelium verkünde und die Gläubige taufe. Und das hend's zueversichtlich und fröhlich gmacht.

D'Begegnig mit em Uferstandne het sie beschenkt und rich gmacht. Us zerstörte mensche, wo innerlich am Bode lieged, sind unversehrti Mensche worde, wo ohni Angscht und mit  ufrechtem Gang, sich für s'Evangelium isetzed. Sie hend gmerkt, Gott wirkt au döt, wo ich ihn ganz und gar nöd vermuete - ebe am Krüüz. Grad döt, wo alles noch Schiitere und Misserfolg usgseht - grad au döt isch Gott. Er loht Jesus Christus nöd im Stich. Und ich denk, dass macht er au bi üs eso. Wie bi Jesus Christus nimmt er eim s'Liide oder de Misserfolg nöd eifach ab. Mir hetted's zwor mengmol gern. Aber gott macht das nöd eso. Aer erloht üs nöd im Stich und mir dörfed ihn um Kraft und Zueversicht bitte. Das isch nöd nünt. Das isch es Gschenk, wo üs uftuet. Eso chönnd mir üs orientiere. Und mir nehmed Mensche wohr, wo üs bistöhnd. Das isch wie gseit, nöd nünt. Und drum: Druuf vertraue, das mir beschenkt werded, was üs s'Lebe au immer bringt. Druuf vertraue, das mir beschenkt werded.

Amen